Adam Friedrich von Seinsheim

Bildungsreformer in Kriegszeiten

M?rz 1757: Gerade einmal knappe vier Jahre nach seinem Amtsantritt verstirbt Franz Konrad von Stadion und Thannhausen, der Fürstbischof von Bamberg. Die h?chste Stelle im Erzbistum Bamberg ist vakant – in der Anfangsphase des Siebenj?hrigen Krieges (1756 – 1763) eine heikle Konstellation. Auf kaiserliches Dr?ngen wird der bereits in Würzburg amtierende Adam Friedrich von Seinsheim auch in Bamberg zum Fürstbischof gew?hlt. In seiner Amtszeit wird die Vorl?uferinstitution der Universit?t Bamberg zu einer klassischen Vierfakult?tenuniversit?t. Sie erh?lt den Namen Universitas Ottoniano-Fridericiana.

Adam Friedrich August Anton Joseph Maria Graf von Seinsheim wird am 16. Februar 1708 in Regensburg oder dem nahegelegenen Sünching geboren. Der Sohn eines Hofratspr?sidenten studiert ab 1723 zun?chst in Würzburg und schreibt anschlie?end in Salzburg 1724 seine Magisterarbeit im Fach Philosophie.

In den darauffolgenden Jahren legt Friedrich von Seinsheim zudem noch ein Studium der Rechtswissenschaften in Rom und Würzburg ab. Parallel dazu macht er Karriere am Hofe seines Onkels, Friedrich Karl von Sch?nborn, vertritt den Würzburger Hof beispielsweise 1745 bei der Beerdigung Kaiser Karl VII. und wird nach dem Tod von Sch?nborns 1748 Pr?sident der Hofkammer sowie Vorsitzender des Hofkriegsrates. Sieben Jahre sp?ter, 1755, wird von Seinsheim einstimmig zum Bischof von Würzburg gew?hlt, die Wahl zum Bischof von Bamberg in Personalunion erfolgt zwei Jahre sp?ter.

Von Seinsheim, der der Freimaurerei zugeneigt ist, legt w?hrend seiner Regentschaft in Würzburg und Bamberg ein gro?es Augenmerk auf Bildung. Noch w?hrend des Siebenj?hrigen Krieges reformiert er das Schulwesen, führt 1762 in seinem Herrschaftsbereich die allgemeine Schulpflicht ein, die zu einem Anstieg des Bildungsniveaus in der Bev?lkerung führt. 1770 folgt die Gründung eines Lehrerseminars sowie der Erlass einer Stadt- und Landschulordnung.

Zu dieser Zeit existiert in Bamberg eine Volluniversit?t, die sich aus der von Melchior Otto Voit von Salzburg gegründeten Academia Ottoniana entwickelte. Diese wiederum war ein um die Fakult?ten Philosophie und Theologie erweitertes ehemaliges Jesuitenkolleg, dem 1648 Kaiser Ferdinand III. und Papst Innozenz X. alle akademischen Privilegien verliehen hatten. Friedrich Karl von Sch?nborn, bis 1746 Bamberger Fürstbischof, hatte die Academia um eine juristische Fakult?t erweitert und somit zu einer Volluniversit?t ausgebaut. Bis 1773 gelingt es von Seinsheim, mit der medizinischen Fakult?t noch ein viertes Forschungsfeld zu etablieren und nach der Aufhebung des Jesuitenordens das Besetzungsrecht für die Leitung der Akademie neu zu regeln. Das Rektorenamt erh?lt der jeweils amtierende Domprobst des Hochstifts Bamberg, das Kanzleramt wird in zweij?hrigem Turnus durch die Fakult?ten besetzt, der Prokanzler durch den Kanzler ernannt.

Die neue Vierfakult?tenuniversit?t wird nach ihren Gründerv?tern Friedrich von Sch?nborn und Otto Melchior Voit von Salzburg benannt und ist ab sofort als Universitas Ottoniano-Fridericiana bekannt. Am 18. Februar 1779 stirbt Friedrich Graf von Seinsheim an den Folgen einer Lungenentzündung im Alter von 71 Jahren in Würzburg. Seine letzte Ruhe findet er, der damaligen Zeit entsprechend, an drei verschiedenen Orten: In der Würzburger Schlosskirche auf der Marienburg werden seine Eingeweide begraben, der Leichnam im Würzburger Kiliansdom beigesetzt und das Herz in die Krypta des Bamberger Doms gebracht.

In beiden St?dten ist von Seinsheim bis heute pr?sent. Bamberg erinnert an ihn mit einem Grabdenkmal, das bis 1883 im Bamberger Dom untergebracht war und nun im Kloster Michelsberg zu finden ist.

Text: Sebastian Koch/Dezernat Kommunikation & Alumni

Quellen:

Deutsche National Bibliothek.

Haus der bayerischen Geschichte, Adam Friedrich von Seinsheim.

Michler, Heinz, 1979: Bildung wird in Würzburg gro?geschrieben. Von der Lateinschule bis zum modernen Schul- und Bildungswesen: Schwerpunkte einer Entwicklung, in: 15 Jahrhunderte Würzburg, Herausgeber Heinz Otremba, Echter-Verlag, Würzburg 1979, S. 298-309.

Ssymank, Harald, 1939: Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheims Regierung in Würzburg und Bamberg (1755–1779), Würzburg Universit?t.

Klaus Rupprecht: Die Aufhebung des Jesuitenordens 1773. In: Haus der Weisheit. Von der Academia Ottoniana zur Otto-Friedrich-Universit?t Bamberg. Katalog der Ausstellungen aus Anla? der 350-Jahrfeier. Hrsg. von Franz Machilek. Bamberg: Universit?tsverlag 1998, S. 132-136.