Ort: Otto-Friedrich-Universit?t Bamberg
ICS

Lesung am 18.11.2013: Robert Schindel: ?Der Kalte“ (2013)

Die Lesung findet im Rahmen der Tagung ?Heimat – Identit?t – Mobilit?t in der zeitgen?ssischen jüdischen Literatur“ am 18.11.2013 um 20 Uhr in der U2/00.25 (An der Universit?t 2) statt.

Robert Schindels Roman Der Kalte ist ein Geschichtenbuch: ?ber zahlreiche, miteinander verwobene Geschichten werden die Vernichtungsverbrechen des ?Dritten Reiches“ und die Geschichte ?sterreichs in den 1980ern, den sogenannten Waldheim-Jahren, erz?hlt. Die Enthüllung der Mitgliedschaft Kurt Waldheims als Mitglied der SA und des NS-Studentenbundes bestimmten das politische Klima ?sterreichs, das sich einer angemessenen Aufarbeitung der Vergangenheit lange entzog und die ?Lebenslüge“ ?sterreichs als Opfer Hitlerdeutschlands etablierte. Die 1980er werden in ?sterreich so zu einem ?versp?teten 1968“.

Die Frage nach dem Umgang mit der Erinnerung und der Vergangenheit in der Gegenwart leitet auch die titelgebende, gefühlskalte Figur des Auschwitz-?berlebenden Edmund Fraul. In der Konfrontation mit dem KZ-Aufseher Rosinger entwickelt sich schlie?lich ein seltsamer und kathartischer Dialog zwischen Opfer und T?ter. Darüber rei?t die gl?serne Wand ein, die noch in Gebürtig, Schindels erstem gro?en Wien-Roman, die jüdischen von den nichtjüdischen Figuren getrennt hatte.

Jenseits der zentralen Figur Frauls entwirft der Roman über zahlreiche Nebenhandlungen und ein immenses Personal eine ganze Kartografie der ?Vergessenshauptstadt“ Wien. Geschichtsf?den werden aufgenommen, miteinander verwoben und wieder fallen gelassen. In den Feuilletons dominiert die Interpretation als Schlüsselroman und zahlreiche Figuren k?nnten sich auch identifizieren lassen, darunter Elfriede Jelinek oder Thomas Bernhard, und in Paul Hirschfeld, einem Lyriker und sp?tberufenen Romancier, sogar Schindel selbst.

Schindel zeichnet die Kulturk?mpfe der Peymann-?ra an der Burg, ein politisches Panorama und gleichzeitig ein Gesellschaftsportr?t. Er baut in seinem dritten Roman voller Lakonie ein Mosaik aus Geschichten, das die Notwendigkeit und kathartische Kraft des Erz?hlens behauptet und feiert.

Robert Schindel,

geboren 1944, der Vater wurde in Dachau ermordet, die Mutter überlebte Auschwitz und Ravensbrück, hatte in den 1960ern eine hohe Affinit?t zu maoistischen Kreisen und trat in den 1980ern der Israelitischen Kultusgemeinde Wiens bei. Er ist seit Jahrzehnten einer der bedeutendsten Lyriker, Essayisten und Romanciers (nicht nur) der ?sterreichischen Literatur und lehrte an der Universit?t für angewandte Kunst Wien. 2010 hatte er die Bamberger Poetikproffessur inne. Der Sammelband F?hrmann sein. Robert Schindels Poetik des ?bersetzen. Hg. v. Iris Hermann ist 2012 bei Wallstein in der Reihe Poiesis. Standpunkte zur Gegenwartsliteratur als Band 8 erschienen.

Der Roman Der Kalte ist seit Frühjahr 2013 bei Suhrkamp erh?ltlich.

Die Lesung findet im Rahmen der Tagung ?Heimat – Identit?t – Mobilit?t in der zeitgen?ssischen jüdischen Literatur“ am 18.11.2013 um 20 Uhr in der U2/00.25 (An der Universit?t 2) statt.