Portr?tfoto der Professorin R?ssler

▼ Trauer um Professorin Dr. Susanne R?ssler ? [2018]

Lehrstuhlinhaberin des Lehrstuhls für Statistik und ?konometrie

Das Frauenbüro ist tief betroffen vom Tod der ehemaligen Frauenbeauftragten Professorin Dr. Susanne R?ssler (1962 - 2018).

In Gedenken an die Inhaberin des Lehrstuhls für Statistik und ?konometrie finden Sie hier einen Auszug der kUNIgunde im Sommersemester 2008, in dem sie über ihren Werdegang und ihr Engagement spricht.

Wir sind dankbar für Frau Professorin Dr. R?sslers Einsatz in der F?rderung junger Akademiker_innen und ihren Angeh?rigen gilt unser tiefes Mitgefühl.

~ Professorin Dr. Ute Franz, Universit?tsfrauenbeauftragte der Otto-Friedrich-Universit?t Bamberg und das Team des Frauenbüros


Vorstellung der neuen stellvertretenden Frauenbeauftragten

Seit 1. April 2008 ist Frau Prof. Dr. Susanne R?ssler stellvertretende Frauenbeauftragte der Universit?t Bamberg. Mit diesem Interview m?chten wir die Inhaberin des Lehrstuhls für Statistik und ?konometrie kurz vorstellen und sie im Team der Frauenbeauftragten willkommen hei?en.

K?nnen Sie uns kurz Ihren beruflichen Werdegang schildern?

Nach dem Abitur habe ich zun?chst eine Lehre zum Industriekaufmann (ich habe tats?chlich noch den Beruf des Industriekaufmanns!) bei Siemens absolviert, danach ein Studium der Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Statistik und Wirtschaftsinformatik an der Friedrich-Alexander-Universit?t Erlangen-Nürnberg. Nach meinem Studienabschluss zum Diplom-Kaufmann (!) blieb ich an der Universit?t als Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Statistik und ?konometrie, wo ich 1995 promovierte. 2001 folgte schlie?lich die Habilitation in den F?chern Statistik und ?konometrie. Von April 2004 bis August 2007 leitete ich das Kompetenzzentrum Empirische Methoden am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg, von Oktober 2004 an hatte ich zus?tzlich die Leitung des Bereichs Produkt- und Programmanalyse in der Zentrale der Bundesagentur für Arbeit inne. Von Januar 2007 bis August 2007 war ich nebenberuflich Professorin für ?Computational Statistics“ an der Frankfurt School of Finance & Management in Frankfurt am Main. Seit dem Sommersemester 2007 bin ich nun hier in Bamberg. Parallel dazu wirke ich noch etwas als Permanent Visiting Professor an der Frankfurt School of Finance & Management mit. Im August 207 wurde ich von der Bundesregierung als Mitglied der Kommission zur wissenschaftlichen Beratung der amtlichen Statistik und der Bundesregierung zum Zensus 2011 (Zensuskommission) berufen.

Wie kamen Sie auf die Idee, eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen?

Das hat sich so im Laufe der Jahre einfach ergeben, da muss ich etwas ausholen: Ich bin die erste in meiner Familie, die studierte. Nach dem Abitur war ich recht unschlüssig, was ich studieren wollte, am liebsten Mathematik, aber ich wusste nicht so recht, was man mit diesem Studium anfangen kann - heute wüsste ich das wirklich besser. Medizin wollte ich nicht studieren, Sinologie h?tte mich interessiert, oder vergleichende Religionswissenschaft. Ganz pragmatisch entschied ich mich aber zun?chst für eine Lehre als Industriekaufmann bei Siemens, ich machte die sog. Stammhauslehre für den Führungskr?ftenachwuchs. Danach wollte ich unbedingt studieren und ging in die BWL, dies lag nach der Ausbildung einfach nahe. W?hrend des Studiums hatte ich zahlreiche Hilfskraftstellen und die Uni machte mir wirklich Spa?, obwohl ich halbtags nebenbei arbeitete und eine Firma mit aufbaute. Im Studium konzentrierte ich mich schnell auf die Statistik, das machte mir neben der Wirtschaftsinformatik am meisten Freude. Meine Diplomarbeit schrieb ich bereits im Bereich ?Computational Statistics“. Es folgten zwei Angebote an der Universit?t in Nürnberg zu promovieren, beim bekannten Wirtschaftsinformatiker Herrn Professor Mertens und am Statistik Lehrstuhl bei Herrn Professor Schneeberger. Seinerzeit wollten mein Mann und ich uns selbstst?ndig machen und mein Herz hing doch st?rker an der Statistik, also nahm ich eine halbe Stelle am Lehrstuhl für Statistik II an. Mein Doktorvater emeritierte, es kam sein Nachfolger, Herr Professor Klein. Ich promovierte schlie?lich auf dem Gebiet der Stichprobentheorie und hatte danach die Entscheidung zu f?llen, entweder ganz in unsere mittlerweile auf gut 40 Mitarbeiter angewachsene Firma einzusteigen oder eine Vollzeitstelle an der Universit?t anzunehmen. Herr Klein dr?ngte mich mehrfach zu habilitieren und wiederum hing mein Herz st?rker an der Statistik. Ich genoss alles am universit?ren Leben, Lehre, Konferenzen, Forschen. 2001 folgten, nach langem thematischen ?Herumirren“ die Habilitation und eine Bewerbungsphase auf Professuren, die zeitweilig furchtbar frustrierend war. Schlie?lich bekam ich das Angebot von Frau Professor Allmendinger, der damaligen IAB-Leiterin, an das IAB zu kommen. Jutta Allmendinger verdanke ich sehr viel. Den Rest kennen Sie. Ich bin also sozusagen in diese Laufbahn hineingeschlittert.

Wie kamen Sie zu Ihrem neuen Amt und was reizt sie an ihrer neuen Aufgabe?

Das Amt musste besetzt werden und ich entschloss mich, es anzunehmen weil ich damit an meiner sch?nen Universit?t etwas für Frauen tun kann. Ich fühlte mich bis nach der Habilitation ehrlich niemals als Frau benachteiligt, im Gegenteil. Erst sp?ter wurde mir klar, warum die Frauenquote unter den Professoren nur bei etwa neun Prozent liegt. Im letzten Jahr der Habilitation nahm ich selbst Frauenf?rderung in Anspruch um die Arbeit abschlie?en zu k?nnen. Ohne die gezielte Unterstützung von Jutta Allmendinger und meinem Freund Donald B. Rubin aus Harvard w?re meine universit?re Laufbahn sicherlich um einiges weniger erfolgreich verlaufen. Ich bin nicht behindert worden, habe aber jahrelang ebenso wenig F?rderung erfahren. Schlie?lich sah ich, wie schwierig es dann wird – wohl gemerkt, dies gilt für Frauen und M?nner gleicherma?en. Ich m?chte junge Leute gezielt f?rdern, M?nner wie Frauen, aber Frauen brauchen einfach eine besondere Unterstützung, finde ich. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist daher mein Anliegen. Warum haben mein Mann und ich keine Kinder? Das ist auf der Strecke geblieben. Wenn ich etwas dafür tun kann, dass Frauen die berühmte Verbindung von Karriere, Familie und Kindern besser realisieren k?nnen, dann will ich das von Herzen gern tun. Wir müssen nicht nur darüber schreiben und forschen, sondern eben auch schlicht aktiv werden. Etwas schmunzelnd darf ich konstatieren, dass die Frauenquote am Statistiklehrstuhl inklusive unseres Emeritus und der Hilfskr?fte derzeit bei 2/3 liegt. Voilà, es geht doch!

Vielen Dank Frau Prof. R?ssler!