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▼ Professorin Dr. Gudrun Cyprian [2002]

Professur fu?r Soziologie I / FH

\\ PROFESSORINNEN AN DER UNIVERSIT?T BAMBERG

\\ INTERVIEW VON 2002

 

"Jede zusa?tzliche Professorin an einem Fachbereich macht die Beteiligung von Frauen in Forschung und Lehre selbstversta?ndlicher – fu?r Studierende wie fu?r Kolleginnen und Kollegen."


Ko?nnten Sie uns bitte kurz Ihre berufliche Laufbahn vorstellen?

Studium der Sozialwissenschaften/Staatswissenschaften an den Universita?ten Erlangen-Nu?rnberg und Mu?nchen, 1970 Abschluss: Diplom-Sozialwirtin, wiss. Mitarbeiterin am Institut fu?r Soziologie und Sozialanthropologie der Universita?t Erlangen-Nu?rnberg, wiss. Mitarbeiterin am SFB 21 ?Sozialisations- und Kommunikationsforschung“ der Universita?t Erlangen-Nu?rnberg, 1975 Promotion zum Dr. rer. pol. mit einem familiensoziologischen Thema, 1976 Berufung zur Professorin fu?r Soziologie am Fachbereich Soziale Arbeit der Universita?t Bamberg. 

Erhielten Sie wa?hrend der Studienzeit bzw. in Ihrer beruflichen Laufbahn Unterstu?tzung?

Mein Mann hat dasselbe Fach studiert. Wir haben unseren weiteren Berufsweg abgesprochen: er die ?sichere“ Laufbahn, ich leiste mir das Risiko eines wissenschaftlichen Berufswegs.

Wie kamen Sie auf die ?Idee“, eine akademische Laufbahn einzuschlagen?

Ganz skuzessive hat sich dieser Weg durch die immer sta?rkere Integration in Forschungs- und Lehrta?tigkeiten an der Hochschule ergeben und die damit verbundenen Erfahrungen von Zufriedenheit und Anerkennung.

Gab es fu?r Sie Vorbilder oder Menschen, die Sie in Ihrem Vorhaben besta?rkt haben?

Ich hatte keine (weiblichen) Vorbilder, aber erfuhr immer wieder Unterstu?tzung durch (ma?nnliche) akademische Lehrer.

Ko?nnten Sie bitte kurz Ihre Forschungsschwerpunkte vorstellen?

Mein Forschungsschwerpunkt ist Familienforschung, lange Jahre vor allem unter Fragestellungen familia?rer Sozialisation und neuer Familienformen. Zur Zeit arbeite ich sta?rker zum Thema ?Migration und Familie“ und ?Familienbilder“, dem gemeinsamen Thema des interdisziplina?ren Forschungsschwerpunktes unserer Universita?t.

Was finden Sie reizvoll an Ihrem Beruf und an Ihrem Fach?

An meinem Beruf scha?tze ich vor allem die gro?e Unabha?ngigkeit und die sta?ndige Herausforderung durch neue Themen und neue Studierende. Soziologie ist mein ?Traumfach“ geblieben: Es bescha?ftigt sich mit dem (selbstversta?ndlichen) Alltag der Menschen, ist also praxisnah, und kann in allen Lebensbereichen das Versta?ndnis fu?r Prozesse und Situationen erho?hen.

Lie? sich Ihr Beruf mit familia?ren Pla?nen in Einklang bringen?

Ich habe zwei Kinder und ein Familienleben, wie ich es mir vorstelle, hat sich nur durch konsequent partnerschaftliche Unterstu?tzung und die zusa?tzliche Hilfe vieler Personen realisieren lassen. Mir hat es geholfen, dass ich keine der beiden Entscheidungen, sowohl fu?r Kinder wie fu?r die Hochschullaufbahn, mehr in Frage gestellt habe. Anpassungen und Einschra?nkungen sind notwendig gewesen, aber die sta?ndige Balance hat mich – ru?ckblickend betrachtet – auch vor einseitigen Rollenfestlegungen bewahrt. Eine sta?ndige Herausforderung ist die biographische Synchronisation von nicht zueinander passenden individuellen und gesellschaftlich bestimmten Phasen und Altersvorschriften.

Hatten Sie bzw. haben Sie das Gefu?hl, dass Sie im Gegensatz zu Ihren ma?nnlichen Kollegen mehr leisten mussten bzw. mu?ssen, um die gleiche Anerkennung zu bekommen?

Nein. Ich habe gelernt, eine Minderheitensituation, wenn sie sich denn (immer noch) ergibt, strategisch zu nutzen.

Sehen Sie Probleme darin, dass der Anteil der Professorinnen an Universita?ten so gering ist?

Ich finde es sehr bedauerlich, wenn hochqualifizierte Frauen der Hochschule verloren gehen. Jede zusa?tzliche Professorin an einem Fachbereich macht die Beteiligung von Frauen in Forschung und Lehre selbstversta?ndlicher – fu?r Studierende wie fu?r Kolleginnen und Kollegen.

Was wu?rden Sie Studentinnen raten, die sich fu?r eine wissenschaftliche Ta?tigkeit interessieren?

Konsequent an den eigenen Interessen festzuhalten und zu akzeptieren, dass in anspruchsvollen Lebenspla?nen auch Zumutungen an andere gestellt werden mu?ssen – Sie haben dafu?r auch etwas zu bieten!

Gibt es etwas, dass Sie an den Lehrveranstaltungen sto?rt bzw. woru?ber a?rgern Sie sich bei den Studierenden? Ko?nnen Sie hierbei Unterschiede zu Ihrer eigenen Studienzeit erkennen?

Mir fa?llt auf, dass ein hoher Anteil der Studierenden seinen Lebensmittelpunkt wa?hrend der Studienzeit nicht (mehr) an der Universita?t hat, weil andere Verpflichtungen und/oder Interessen viel Gewicht haben. Das bringt Studierende in gro?e Zeitnot und schra?nkt ein neugieriges, nicht abschluss- sondern inhaltsbezogenes Studieren ein.

Was wu?rden Sie mit dem Wissen, das Sie heute haben, an Ihrem beruflichen Werdegang a?ndern?

Mein Berufsweg war sehr direkt und erlaubte mir ?Abku?rzungen“. Ich merke, wie mir heute schwierige Umwege und berufliche ?Schleifen“ bei anderen interessant erscheinen. Andererseits habe ich auch erfahren, dass (fru?hzeitige) akademische Spezialisierungen belohnt werden. Ich hoffe, ich wu?rde mir heute mehr Spielraum go?nnen.