Banner mit der Aufschrift "Reden wir über den Mann..."

"?ber das eine Geschlecht wissen wir alles..." (2015)

"?ber das eine Geschlecht wissen wir alles. Reden wir also über das andere - den Mann."


PD Dr. Torsten Vo? (Bielefeld) spricht zum Thema

Positionen und M?glichkeiten aktueller kulturwissenschaftlicher M?nnlichkeitsforschung

02.07.2015, 20.00 Uhr, U2 00.25


M?nner werden nicht geboren, sie werden gemacht, oder: Man mu? bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um zum Mann zu werden. Diese werden vom sozialen Umfeld vorgegeben, k?nnen aber auch aus mythologischen oder ?sthetischen Codierungen resultieren. Auf jeden Fall sind sie an mediale Inszenierungen und diskursive Vorgaben und Sprechweisen gebunden, welche für die verschiedenen M?nnlichkeitsbilder, oder "Maskeraden von M?nnlichkeit" (Claudia Benthien/Inge Stephan) entscheidend sind. Diese k?nnen variantenreiche Auspr?gungen annehmen, zum Beispiel die des Dandys, des müden Jünglings, des kalten Zynikers, des Familienvaters oder des charismatischen Helden, der alte Masken heroischer M?nnlichkeit wiederbelebt. Derlei Masken generieren sich meist aus einer passiven ?bernahme von Imaginationen und einer synchron erfolgenden aktiven Selbstinszenierung von M?nnlichkeit. Vor dem Hintergrund aktueller Theorieans?tze aus der kulturwissenschaftlichen Disziplin der Masculinity Studies (I. Teil) will der Vortrag verschiedene Varianten für ?sthetisch konstruierte M?nnlichkeit untersuchen (II. Teil).

 

Dass n?mlich Gender Studies bzw. M?nnerforschung nicht nur als ideologiekritische, empirische oder sozialwissenschaftliche Disziplinen operieren, sondern auch für literaturwissenschaftliche Erkenntnisinteressen verwendet werden k?nnen, ist zu einem inzwischen vollends etablierten Fakt der letzten Jahre geworden. Dem war nicht immer so: Dominierend waren die vor allem politischen Ursprünge dieser – sich aus einer feministischen Kulturwissenschaft erst langsam heraus entwickelnden – Forschungsgebiete, die durch die Darlegung des künstlichen Charakters der Geschlechter und ihres sozialen Rollenverhaltens vor allem auf die Benachteiligung von Frauen in Wissenschaft und Wirtschaft in den Sechziger Jahren aufmerksam machen wollten. Au?erdem lag gerade in einer emanzipatorisch agierenden Geschlechtertheorie die Crux, dass sie zu postulieren meinte, was denn richtiges, das hei?t kritisches und bewusstes Geschlechterverhalten sei, so als ob es überhaupt eine kontext- und diskurslose Geschlechteridentit?t geben k?nnte. Diskurse werden stets auch von Vorstellungen und damit von Bildern getragen. Und auch Barbara Vinken hat bereits 1992 in ihrer dekonstruktivistischen Lesart Geschlechterrollen benannt als institutionalisierte Verkleidungen, Travestien, die, durch kulturelle Codes etabliert, Weiblichkeit und M?nnlichkeit als geschlechtliche Identit?ten vorgeben. Da Literatur selbst über ?sthetische Modi und kulturelle Codes funktioniert, kann sie auch das Entstehen und Funktionieren von M?nnlichkeitsbildern aufzeigen.