Patricia Achter/Universit?t Bamberg

Beim Mittelalterfest führen Daniel Burger (l.) und Christopher Retsch historischen Schwertkampf vor.

Patricia Achter/Universit?t Bamberg

Die Darsteller bilden das Mittelalter m?glichst realisitisch ab - beispielsweise als schwedischer Wikinger aus dem 9. Jahrhundert (2. v. l.).

Patricia Achter/Universit?t Bamberg

Im Sprachlabor erkl?rt Patricia Scheuch (r.) mittelhochdeutsche S?tze.

Patricia Achter/Universit?t Bamberg

Ulrike Bergmann spielt auf einer Bassdrehleier ein Stück aus dem Nibelungenlied.

Wikinger neben Forschenden

Zentrum für Mittelalterstudien feierte 20-j?hriges Bestehen

?In Mittelalter-Filmen sind oft minutenlange Schwertk?mpfe zwischen dem ?Guten‘ und dem ?B?sen‘ zu sehen“, so beginnt Schwertkampfdarsteller Christopher Retsch, um kurz darauf die Realit?t vorzustellen: ?Tats?chlich dauerte ein Kampf im Mittelalter oft nur Sekunden.“ Das führt er zusammen mit Daniel Burger vor. Will der Gegner ihn mit erhobenem Schwert angreifen, kann er ihn sofort mit einem Stich t?ten. Dieses Wissen über die damalige Zeit haben die beiden aus alten Handschriften gelernt. So pr?sentieren die Living History-Darsteller, die m?glichst realistisch die historische Lebenswelt zeigen, wissenschaftliche Erkenntnisse auf anschauliche Weise.

20 Jahre ZEMAS

Der historische Schwertkampf war einer von vielen Programmpunkten beim Mittelalterfest am 12. Juli 2018. ?Wir feiern heute, dass das Bamberger Zentrum für Mittelalterstudien, kurz ZEMAS, 20 Jahre alt wird“, so Dr. Detlef Goller, Organisator der Veranstaltung. ?Natürlich nutzen wir die Gelegenheit, um das ZEMAS vorzustellen und zu zeigen, wie interessant das Mittelalter war und es auch für uns heute im 21. Jahrhundert noch ist.“ Das Zentrum dient der f?cherübergreifenden Koordination und Organisation von mittelalterbezogenen Aktivit?ten in Forschung, Lehre und Weiterbildung. Am Vormittag durften mehrere regionale Grundschulklassen an verschiedenen Stationen das mittelalterliche Leben kennenlernen, am Nachmittag waren alle Interessierten willkommen. Sie schlenderten in der AULA über den Mittelaltermarkt, h?rten Vortr?ge an und bestaunten Musik- und Theateraufführungen.

Was bedeutet ?Babenberc“?

Im sogenannten Sprachlabor, das in der AULA aufgebaut worden war, sa? Geschichtsstudentin Patricia Scheuch. Mittelhochdeutsch geh?rt nicht zu ihrem Fachgebiet. Mit dieser Sprache besch?ftigte sie sich eigens für das Mittelalterfest, wo sie Kindern und Erwachsenen mittelhochdeutsche Kostproben vorlas. Wer h?tte gedacht, dass Bamberg früher ?Babenberc“ hie?? Solche Worte erkl?rte die Studentin den G?sten. Ihr Gesamturteil: ?Ich finde solche Veranstaltungen wie das Mittelalterfest sch?n, weil man dort so viele andere Fachgebiete kennenlernt.“

Einen weiteren Bestandteil des damaligen Lebens stellte Germanistin und Musikp?dagogin Ulrike Bergmann vor. Sie spielte auf einer ungarischen Bassdrehleier ein Stück aus dem Nibelungenlied. Für ihre Aufführungen besch?ftigt sie sich intensiv mit Originaltexten. ?Mir ist wichtig, dass Text, Melodie und Musik zusammenpassen und aus einer Zeit stammen“, so die Musikerin. ?Ich würde keinen Text von Hildegard von Bingen auf dem Saxophon spielen.“

Forschungsergebnisse unterhaltsam pr?sentieren

Dass alle Darsteller – Studierende, Doktoranden und Mittelalter-Liebhaber – ihren jeweiligen Bereich sehr gut kennen, spürten die G?ste an jeder Ecke. So trug ein junger Mann nicht etwa irgendein mittelalterliches Gewand, sondern stellte einen schwedischen Wikinger aus dem 9. Jahrhundert dar. Ein anderer führte mittelalterliche Bohrer, S?gen und ?xte vor, die er teilweise selbst hergestellt hatte. Theaterstücke und englische Lieder wurden nach historischem Vorbild vorgetragen.

?Es ist toll, dass es dem ZEMAS gelingt, Forschungsergebnisse lehrreich und unterhaltsam an die ?ffentlichkeit weiterzugeben“, lobte Universit?tspr?sident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert – und leitete damit die Vorstellung einiger aktueller Forschungsarbeiten am ZEMAS ein. Wie vielf?ltig das F?cherspektrum ist, zeigten die etwa zehnminütigen Vortr?ge verschiedener Bamberger Sprach-, Kultur- und Materialwissenschaftler eindrücklich: Man h?rte von digitalisierten Texten des mittelalterlichen Dichters Neidhart, von den Portalen der Kathedrale in Notre-Dame und von damaligen Vorstellungen über gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Die Projekte veranschaulichten, wie gut die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seit nunmehr 20 Jahren zusammenarbeiten.

Gemeinsamer Studiengang: Interdisziplin?re Mittelalterstudien

Beispielhaft für diese Zusammenarbeit sind auch die Bachelor- und Masterstudieng?nge Interdisziplin?re Mittelalterstudien, die 14 Fachbereiche vereinen und vom ZEMAS getragen werden. ?ber die Inhalte des Studiums und berufliche M?glichkeiten sprachen Absolventinnen und Absolventen am Abend bei einer Podiumsdiskussion. Was sich besonders zeigte: Alle Podiumsg?ste hatten sich aus pers?nlichem Interesse für den mittelalterlichen Schwerpunkt entschieden. Unter ihnen befand sich auch Christopher Retsch, der noch sein Kostüm von der Schwertkampf-Darbietung trug. Moderator Detlef Goller, der zugleich Fachstudienberater ist, wandte sich deshalb grinsend an ihn: ?Ich werde dich nicht fragen, warum du dich für Interdisziplin?re Mittelalterstudien entschieden hast – sie sind einfach das sch?nste, beste und klügste der Welt.“