Katalonien: Staatenlose Nation oder Unruheprovinz?
Eine Tiefenanalyse des Katalonienkonflikts vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung.
Unter Verwendung des Begriffs des banal nationalism (Michael Billig) wird argumentiert, dass in Deutschland stets nur der katalanische Nationalismus thematisiert wird, der aggressive spanische Staatsnationalismus aber unsichtbar bleibt. Das erschwert eine dialektische Bewertung des Konflikts.
Es wird argumentiert, dass ein erstes spanisches nation building im Rahmen des Befreiungskriegs gegen die franz?sische Besatzung unter Napoleon im Verlauf des 19. Jahrhunderts mit dem Verlust s?mtlicher Kolonien scheitert und dass die Generación del 98 nach diesem Fehlstart einen zweiten Anlauf nimmt, und einen v?llig neuen, nun klar kastilienzentrierten und gegen die Peripherie gerichteten spanischen Nationaldiskurs initiiert, der im Frankismus kulminierte und bis heute andauert.
Das katalanische Bürgertum hatte im 19. Jahrhundert alles daran gesetzt, im modernen Spanien das abgewirtschaftete Kastilien als Führungskraft abzul?sen und für Spanien eine ?hnliche Rolle zu spielen, wie es Preu?en für Deutschland oder Piemont für Italien gespielt hatte. Erst als dieser Versuch 1898 endgültig am kastilischen Widerstand gescheitert war, begann ein alternatives katalanisches nation building.
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