BiSpra II: Bildungssprachliche Kompetenzen: Anforderungen, Sprachverarbeitung und Diagnostik

 (gef?rdert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung)

Projektleitung (Bamberg) und Verbundkoordinatorin: Prof. Dr. Sabine Weinert


Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen:

Dr. Judith K?hne
Elisabeth Schuth

Kooperationspartnerin:

Prof. Dr. Petra Stanat, IQB, HU-Berlin

Laufzeit:

2013 - 2016

Die Beherrschung der sogenannten Bildungssprache (?academic language“) gilt als wichtige Voraussetzung für schulischen Erfolg. Unter Bildungssprache versteht man im Allgemeinen den für schulische Kommunikation charakteristischen Sprachgebrauch, von dem angenommen wird, dass er sich im Vergleich zur Alltagssprache z. B. durch einen anspruchsvolleren Wortschatz, eine komplexere Grammatik und eine geringere situative Einbettung auszeichnet (z. B. Bailey, 2007; Berendes, Dragon, Weinert, Heppt & Stanat, 2013).

Es wird vermutet, dass insbesondere Kinder aus zugewanderten und/oder bildungsfernen Familien Schwierigkeiten mit einer stark akademisch gepr?gten Sprache haben. Das Projekt BiSpra wurde vor dem Hintergrund durchgeführt, dass bislang weitgehend ungekl?rt war, inwieweit dies tats?chlich der Fall ist und auf welche spezifischen Merkmale der Bildungssprache m?gliche Schwierigkeiten zurückzuführen sind.

Ziel des BiSpra-Projekts war es daher, zu untersuchen, welche Merkmale von Bildungssprache Grundschulkindern mit unterschiedlichem sprachlichen und sozialen Hintergrund besondere Probleme bereiten und ob bzw. inwieweit sich hierbei Unterschiede zwischen Kindern aus deutschsprachigen Familien und Kindern mit nicht-deutscher Familiensprache zeigen.

In der ersten F?rderphase des Projekts (BiSpra I) stand die Frage im Vordergrund, ob bei Kindern mit nicht-deutscher Familiensprache im Vergleich zu Kindern mit deutscher Familiensprache bei der Verarbeitung bildungssprachlich anspruchsvoller Texte besonders ausgepr?gte Leistungsnachteile zu beobachten sind. Hierzu wurden H?rverstehensaufgaben für die zweite und dritte Jahrgangsstufe entwickelt, deren Stimulustexte sich systematisch hinsichtlich lexikalischer und grammatischer Merkmale unterscheiden, die als zentrale Charakteristika der Bildungssprache gelten (Heppt, Dragon, Berendes, Stanat & Weinert, 2012). Wie sich zeigte, verschwanden differenzielle Effekte eines bildungssprachlich gepr?gten Wortschatzes auf die H?rverstehensleistungen von Schülerinnen und Schülern mit nicht-deutscher Familiensprache bei Kontrolle des sozialen und bildungsbezogenen famili?ren Hintergrunds. Die vorliegenden Ergebnisse stützen die Annahme, dass Schülerinnen und Schüler mit nicht-deutscher Familiensprache bei der Verarbeitung bildungssprachlich komplexer H?rverstehenstexte spezifische Schwierigkeiten haben, demnach nur teilweise.

Im Rahmen der zweiten F?rderphase des Projekts wurden die folgenden Ziele verfolgt:

- Zum einen sollten Aufgaben entwickelt werden, die es erlauben, schulrelevante sprachliche F?higkeiten und Fertigkeiten bei Kindern in den Jahrgangsstufen 2 bis 4 zu erfassen.

- Weiterhin sollte im Rahmen einer Messwiederholungsstudie die prognostische Validit?t bildungssprachlicher F?higkeiten für den schulischen Kompetenzerwerb im Grundschulalter untersucht werden.

Hierzu wurden weitere Aufgaben zur Erfassung bildungssprachlich anspruchsvollen H?rverstehens entwickelt, die für den Einsatz in der vierten Jahrgangsstufe geeignet sind. Zus?tzlich zu diesem funktional-integrativen Sprachma? wurden Aufgaben zur Erfassung sprachkomponenten-bezogener F?higkeiten konzipiert und erprobt. Neben der Weiter- und Neuentwicklung von Aufgaben zur ?berprüfung des Konnektorenverst?ndnisses (Satzverbindungen, wie z.B. daher, obwohl, anschlie?end) wurden in diesem Zusammenhang auch Aufgaben zur Erfassung des bildungssprachlichen Wortschatz konzipiert.

Die neu entwickelten und pilotierten Aufgaben wurden anschlie?end in einer Messwiederholungsstudie mit zwei Alterskohorten (Startkohorten: 2. und 3. Jahrgangsstufe) validiert. Durch ihre l?ngsschnittliche Anlage liefert die Studie eine empirische Grundlage für wichtige Erkenntnisse über die Entwicklung bildungssprachlicher F?higkeiten und deren prognostische Bedeutung für den schulischen Kompetenzerwerb im Grundschulalter.

Ausgew?hlte Publikationen & Literatur

Bailey, A. L. (Hrsg.). (2007). The language demands of school. Putting academic English to the test. New Haven: Yale University Press.

Berendes, K., Dragon, N., Weinert, S., Heppt, B. & Stanat, P. (2013). Hürde Bildungssprache? Eine Ann?herung an das Konzept ?Bildungssprache“ unter Einbezug aktueller empirischer Forschungsergebnisse. In A. Redder & S. Weinert (Hrsg.), Sprachf?rderung und Sprachdiagnostik - interdisziplin?re Perspektiven (S. 17-41). Münster: Waxmann.*

Heppt, B., Dragon, N., Berendes, K., Stanat, P. & Weinert, S. (2012). Beherrschung von Bildungssprache bei Kindern im Grundschulalter. Diskurs Kindheits- und Jugendforschung, 3, 349-356.*

K?hne, J., Kronenwerth, S., Redder, A., Schuth, E. & Weinert, S. (2015). Bildungssprachlicher Wortschatz – linguistische und psychologische Fundierung und Itementwicklung. In A. Redder, J. Naumann & R. Tracy (Hrsg.), Forschungsinitiative Sprachdiagnostik und Sprachf?rderung – Ergebnisse (S. 67-92). Münster: Waxmann.*

Schuth, E., Heppt, B., K?hne, J., Weinert, S. & Stanat, P. (2015). Die Erfassung schulisch relevanter Sprachkompetenzen bei Grundschulkindern. Entwicklung eines Testinstruments. In A. Redder, J. Naumann & R. Tracy (Hrsg.), Forschungsinitiative Sprachdiagnostik und Sprachf?rderung – Ergebnisse (S. 93-112). Münster: Waxmann.*

Schuth, E., K?hne, J. & Weinert, S. (2017). The influence of academic vocabulary knowledge on school performance. Learning and Instruction, 49, 157-165. DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.learninstruc.2017.01.005*

Anmerkung. Mit * gekennzeichnete Publikationen sind im Rahmen des Projekts entstanden.

Abschlussbericht & Datensatz

Weinert, S., Stanat, P., Heppt, B. & Schuth, E. (2017). Bildungssprachliche Kompetenzen (BiSpra): Anforderungen, Sprachverarbeitung und Diagnostik (Verbundvorhaben; 2. F?rderphase). Schlussbericht 2016. Bamberg: Otto-Friedrich-Universit?t Bamberg. Verfügbar über das TIB Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften Universit?tsbibliothek.

Weinert, S., Stanat, P., Heppt, B., Theisen, E. & K?hne-Fuetterer, J. (2019). Bildungssprachliche Kompetenzen (BiSpra II) - Anforderungen, Sprachverarbeitung und Diagnostik (Version 1) [Datensatz]. Berlin: IQB – Institut zur Qualit?tsentwicklung im Bildungswesen.